» Wie der Datenschutz das Internet ausbremst

am: 15.12.2009
von: Andreas
in: Allgemeines

Am 27. November beschloss der Düsseldorfer Kreis, welcher aus einer Gruppe von Datenschützer besteht, das eine Nutzerbezogene Speicherung der IP Adresse im Rahmen des Telemediengesetzes nicht zulässig ist. Diese Nachricht hat für einigen Wirbel gesorgt denn es bedeutet nichts anderes als das man keine IP Adressen ohne Zustimmung des Betreffenden mehr speichern darf. Das Problem, Google Analytics macht genau das.

 

Blinder Aktionismus?

Warum man sich wieder einmal auf das Internet stürzt, ist mir nicht begreiflich und schon gar nicht nachzuvollziehen. Eine IP Adresse einer bestimmten Person mit Namen und Anschrift zuzuordnen, ist nur für Behörden wirklich möglich. Bei Handy, Kreditkarten oder dergleichen mehr, ist dies hingegen für eine wesentlich größere Anzahl von Menschen möglich. Andere Personen über deren Handy orten, stellt schon lange keine große Hürde mehr dar und es gibt sogar zahlreiche Anbieter im Internet, die dies im Prinzip jeder Privatperson zugänglich macht. Bei Nutzung von Kreditkarte oder eine Bonuskarte gilt ähnliches, die wissen was, wo und wann man etwas kauft. Die haben extrem viele persönliche Daten und nutzen diese auch für Zielgruppengerechte Werbung oder Verkäufe. Warum wird das nicht verboten aber bei der IP Adressen Sache schon, obwohl es ja da keine direkten Personenbezogene Daten gibt?

Personen Suchmaschinen wie Yasni oder 123People, durchforsten regelrecht das Internet nach persönlichen Daten sowie Bildern, sammeln und ordnen diese einer bestimmten Person oder Namen zu und stellen diese Daten öffentlich und jedem(!) zur Verfügung. Dummerweise werden desöfteren die Daten durcheinander gewürfelt und so kann man schnell mit einem Schwerverbrecher in Verbindung gebracht werden. Es reicht schon, wenn dieser den gleichen Nachnamen besitzt. All dies ist wirklich mehr als bedenklich und sollte von Datenschützen endlich mal genauer unter die Lupe genommen werden denn hier sind ganz einfach Manipulationen möglich die eine Person dauerhaft schaden können. Anonym ist man eben schon lange nicht mehr. Wie es um den eigentlich Datenschutz steht, zeigt die Angelegenheit um co.de. Heise spricht man mittlerweile von einer Vierstelligen Zahl in diesem Fall. Manuell wurde die Daten da eher nicht gesammelt. Viel zu aufwendig und somit zu teuer.

 

Google Analytics unter Zugzwang

Durch die Entscheidung des Düsseldorfer Kreises, steht Google nun mit Analytics unter Zugzwang und muss sich schnell eine Lösung einfallen lassen, damit Analytics auch weiterhin genutzt sowie exakte Ergebnisse anzeigen kann. Auch Blogger greifen gerne auf Analytics zu und Online Shops benötigen ebenfalls exakte Daten um den Shop auf den Kunden zu optimieren. Im Moment wird sogar von mehreren Seiten dazu geraten, Google Analytics abzuschalten.

Generell steht der eCommerce in Deutschland nun deswegen vor einem ernsthaften Problem. Nutzt man Google Analytics oder ein ähnliches Tool welches die IP speichert, ist man hochgradig gefährdet, eine Abmahnung zu erhalten. Gerade so genannte Verbraucherschutz Vereine und selbsternannte Datenschützer sind da schnell zur Stelle. Blogs kann das prinzipiell genauso treffen. Allerdings zeigt die Erfahrung, das man sich doch lieber, sagen wir mal an “wirtschaftlich lukrativere Ziele” hält. Dürfte aber wohl nur eine Frage der Zeit sein, bis diese Vereine den Affiliate Markt samt Blog Betreiber entdecken.

 

Job Killer und Investorenschreck?

Ob man es nun wahrhaben will oder nicht, solche Tracking Tools sind wichtig für eine kontinuierliche Weiterentwicklung und verhelfen zu besseren Möglichkeiten bzw. Webseiten die besonders Internet User zu gute kommen. Die Entscheidung des Düsseldorfer Kreises hat aber noch weitere, unangenehme Konsequenzen. Wahrscheinlich verlieren zahlreiche Menschen Ihren Arbeitsplatz denn es gibt auch einige spezialisierte Anbieter von Tracking Tools zur Web Analyse. etracker sei hier als bekanntes Beispiel genannt. Diesen renommierten Anbieter nutzen viele Namenhafte Firmen. Es gibt noch ein paar weitere ähnliche Unternehmen in Deutschland mit schätzungsweise ein paar hundert Angestellten sowie Freien Mitarbeiter. Die stehen alle vor dem Aus.

Ausländische Investoren dürfte ebenfalls diese ganzen überzogenen Gehabe Gesetze und Auflagen abschrecken. In keinem anderen Land wird so dermaßen auf Datenschutz geachtet und wirklich jeder Mist Gesetzlich geregelt, wie in Deutschland. Im Ausland gibt es sogar einen Begriff dafür “The German Angst”. Da überlegt es sich jeder Investor zweimal, ob er das Risiko in Kauf nimmt, eventuell in Zukunft durch überzogen oder falsch angesetzten Datenschutz, sein Geld in den Deutschen Internet Sand zu setzen.

 

Damit wir uns nicht falsch verstehen, Datenschutz ist schon wichtig und auch ich lege schon etwas wert darauf. Nur wird hier eindeutig der falsche Ansatz verfolgt und von einem echten Schutz will ich da nicht mehr sprechen. Es gibt viel wichtigere “Baustellen” womit sich Datenschutzbeauftragte befassen sollten. Die Speicherung einer IP Adresse, macht uns nicht automatisch zum “gläsernen Surfer” denn um an die realen Personenbezogenen Daten hinter einer IP Adresse zu gelangen, ist für die Mehrheit schlicht nicht möglich und wird in der regel nur bei Gesetzesverstößen umgesetzt. Viel größere Sorgen machen mir diese Personensuchmaschinen. Warum kümmert sich eigentlich da keiner darum? Irgendwie habe ich das Gefühl, das dieser “Düsseldorfer Kreis” wieder nur aus Theoretikern besteht die überhaupt keinen Bezug zur Praxis haben (Browser? Was ist denn das? Kann man das essen?) Wenn ich dann beinahe täglich am Briefkasten oder Telefon erleben muss, wie der Datenschutz hier funktioniert und was er letztendlich wirklich bewirkt, zweifel ich doch nun sehr an diesen Gesetzen und Beschlüssen.

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